Wurzelwerk

Hier nahm der Erlebnispfad „Blickwinkel“ durch die Äußere Neustadt 2005 seinen Anfang. Die erste Station widmet sich dem Straßengrün.

Diese Weisheit des libanesischen Dichters Khalil Gibran (1883–1931) leuchtet in blauen Acrylbuchstaben auf einer 5,40 x 2 Meter großen „Augenlinse“. Diese Form aus schwarzem Basaltmosaikpflaster, durchzogen von geschwungenen Edelstahlblechen, befindet sich im Bodenbelag am Dresdner Albertplatz.

Fußgänger laufen zumeist achtlos vorbei an diesem symbolischen „Sichtfenster“. Es verweist auf das im Erdreich verzweigte Wurzelwerk der seit 1999 unter Naturschutz stehenden Platane. Sie behauptet sich hier an verkehrsumtoster, stark versiegelter Stelle an der Bautzner Straße seit etwa 1880.

Im Laufe der Jahrzehnte hat ihr Stammumfang 3,30 Meter erreicht und ihr weit und tief greifendes unterirdisches Geflecht die Oberfläche leicht hügelförmig angehoben. Unter ihrer schattenspendenden 25 Meter hohen Krone herrscht an heißen Tagen ein angenehmes Mikroklima, das die an der Ampel Wartenden aufatmen lässt.

Aufmerksame Passanten bedauern sicher den Verlust der eindrucksvollen Rotbuche nahe dem Brunnen Stürmische Wogen. Sie hat die Dürre- und Hitzeperioden der Jahre 2018/19 nicht überstanden. Sie gehörte zu jenen wertvollen Gehölzen, die noch auf eine durchdachte Anlage von Grün- und Pflanzflächen auf dem Platz seit dessen Entstehung in den 1820er-Jahren zurückgehen.

So bildeten nicht nur Haupt- und Königsstraße mit Platanen bestandene Alleen, auch die Bautzner und die Königsbrücker Straße besaßen Alleencharakter. Die freistehenden Villen rund um den Albertplatz waren von gestalteten Gärten umgeben. Vor der Villa Eschebach etwa wuchsen Baum-Aloe, Palmen- und Bambusarten.

Der Norden am Artesischen Brunnen war im Sommer mit Bananenstauden in Kübeln und mit Rundbeeten geschmückt. In der Platzmitte wuchsen neben Fliederbäumen unter anderem Hemlocktanne, Sumpfzypresse, Ginkgo, Götter- und Lebensbaum.

Die Neupflanzung eines Straßenbaums kostet heute übrigens mit Planung, eventuellen Tiefbauarbeiten, Aushub, Substrat und spezieller Jungbaumpflege durchschnittlich 3.500 Euro.