Station Wassertelefon

Sie gluckert, rauscht und zieht manchmal auch still dahin – die Prießnitz.

An ihrem Ufer weist das symbolische Hörrohr, das an ein altmodisches Telefon ohne Sprechmuschel erinnert, darauf hin: Wo kann man schon im Lärm der Stadt noch einem Flüsschen lauschen? Und ihm dabei zuschauen? Während viele Bäche in Dresden in Kanalrohren verschwinden und man ihr unterirdisches Gemurmel höchstens noch aus den Gullideckeln vernimmt, erfreuen sich Spazierende entlang der naturnahen Ufer an der plätschernden Prießnitz.

Sie entspringt östlich des Rossendorfer Teiches und durchquert die Dresdner Heide bis hin zur Elbe. Unterwegs bildet sie den Grenzfluss zwischen der Äußeren Neustadt und der Radeberger Vorstadt.

Von dessen Mündung hatte die Elbe im Laufe der Jahrhunderte Material mitgenommen und ein Stück weiter am rechten Strand zu einem Bogen angeschwemmt. Darauf gründeten im 10. Jahrhundert Sorben eine Siedlung, später Altendresden genannt, die heutige Innere Neustadt. Sie gaben dem Flüsschen seinen Namen. Das westslawische Ursprungswort Breza bedeutet Birke und -nica heißt Ort.

Neben Birken und anderen Bäumen sind im Prießnitzgrund und darüber hinaus auch Sumpfdotterblume und Sonnentau, Wasserfeder und Sumpf-Schwertlilie zu entdecken. Gimpel und Zaunkönige, Gebirgsstelzen und Eisvögel haben hier ihren Lebensraum. Bachforelle und Bachneunauge tummeln sich im kühlen Nass. An der Mündung lassen sich Stockenten und Schwäne beobachten.

Dem Prießnitz-Wasser schrieb man früher heilende Wirkung zu. Übrigens heißt der Prießnitz-Wickel mit einem in kaltem Quellwasser getränkten Umschlag und Verband nicht nach ihr, sondern nach dem Naturheiler Vincenz Prießnitz, der ihn 1816 in Schlesien erfand.

Ab den 1830er-Jahren legte man mehrere Bäder entlang des Flusses an, darunter das durch E.T.A. Hoffmanns „Goldenen Topf“ berühmt gewordene Linckesche Bad an der Mündung. Auch Mühlen „klapperten am rauschenden Bach“, der auf seiner Länge von 25,4 Kilometern ein Gefälle von 175 Metern aufweist.

Doch nicht immer ging es so idyllisch zu. Jahrhundertelang stank es hier buchstäblich zum Himmel. Brauchwasser, Kot und Abfälle flossen ungeklärt in die Elbe. Erst 1860 baute man hier eine Kanalisation. Seit 2018 garantiert eine unterelbische Rohrtrasse, dass bei Starkregen kein Abwasser mehr einen der saubersten Bäche Dresdens verschmutzt.

Denn selbst wenn das Flussbett in heißen Sommern stellenweise vollständig austrocknet, erlebt es immer wieder auch Überflutungen. Dann führt das Gewässer schon mal mehr als einen Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Beim Hochwasser 2002 staute die Elbe bis zum Kraszewski Museum sowie in die Gärten und Höfe der Prießnitzstraße zurück. 2013 überschwemmte die Prießnitz erneut zahlreiche ufernahe Grundstücke.

Adresse
Prießnitzstraße/Nordstraße

Koordinaten
51.070405,
13.762551

Lageplan

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